Erstmalig fand eine gemeinsame Veranstaltung des neuen Kulturreferats der Stadt Lorch mit dem Wollmerschieder Verein Kloster 9 e.V. Veranstalter des Tropen Tango Festivals statt. Im historischen Hof des mittelalterlichen Hilchenhauses in Lorch, in den vielleicht schon Ritter Hilchen zu Musik und Tanz einstmals eingeladen hat, gastierten die argentinischen Musiker Chango Spasiuk am Akkordeon und der Percussionist Marcos Villalba an allem, was phantastische Drums erzeugte und an der Gitarre.  Auf der Bühne des Hilchenhauses wurde ein Konzert der Weltklasse gespielt. Chango Spasiuk erzeugte auf dem Akkordeon Melodien und Töne, die man dem Instrument nicht zutrauen würde und mit Schunkelmusik wenig zu tun hatte.

photo_5366085234740806077_x.jpg

Beide Musiker waren ihrer Musik völlig hingegeben und zogen ihr Publikum völlig in ihren Bann. Ihre Musik wird Chamamé genannt. Chamamé ist eine Musik aus uralten Zeiten und Traditionen, verschmolzen mit der Musik kolonialer, osteuropäischer Jesuitenmönche, die ihrerseits wieder von der osteuropäischen Polka inspiriert gewesen waren. Eine erfolgreiche Verschmelzung eigentlich absolut verschiedener Kulturen, die in Argentinien inzwischen die Konzertsäle und Clubs der Städte füllt. Nun bringen Chango Spasiuk und Marcos Villalba die Musik nach Europa, touren bis Mitte November durch Frankreich, Belgien, Luxemburg, Deutschland, Schweiz, Österreich, Slowenien, Italien, Spanien und Norwegen. Sie hätten zur Präsentation der in das UNESCO Welterbe aufgenommenen Musikrichtung, keinen besseren Ort als das Obere Mittelrheintal wählen können, das ebenfalls zum UNESCO Welterbe gehört. Gekrönt wurde dieses Zusammentreffen von geschütztem Welterbe, durch den Auftritt auf der Bühne des ebenfalls zum UNESCO Welterbe zählenden Hilchenhauses.

Die Band Chango Spasiuk war bereits 2019 in Europa, um in Norwegen ihr Album „Hielo Azul-Terra Roja“aufzunehmen und es anschließend auf einer Tournee durch Europa zu präsentieren. Durch Corona sei dieser Plan um fast zweieinhalb Jahre verschoben worden. Aber nun werde dieser bislang wenig bekannte argentinische Musikstil in Europa präsentiert.

Die Bühne des Hilchenhauses bot eine zauberhafte Kulisse für das außergewöhnliche Konzert, das auch die vorbeifahrenden Züge nicht stören konnten. Erstmals erhielten Lorch und das Rheintal die Gelegenheit, an einer Veranstaltung der Reihe des „Kreativ Garten Cafes“ ohne die Bewältigung eines 400 m hohen Gebirges in der vermuteten Diaspora teilzunehmen. Das „Kreativ Garten Cafe“ wird von der LAKS (Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren) gefördert und soll u.a. die verstärkte Vernetzung von kulturell-sozialen Strukturen fördern. In diesem Sinn haben Kloster9 e.V. und das Kulturreferat der Stadt Lorch Chango Spasiuk auf die Hilchen-Bühne gebracht.

Chango Spasiuk ist einer der bekanntesten Chamamé-Musiker Argentiniens, eine berühmte Koriphäe, die große Konzertsäle füllt. Chango Spasiuk hat schon rund um den Globus gespielt, sein Akkordeon erklang von New York bis Paris. The Guardian, New York Times, Times – die ganze Welt ist von seiner Musik fasziniert und berichtet über ihn. Er und andere haben die alte Musik mit in die moderne Welt genommen, sie ist in der jungen Musikszene angekommen und mehr und mehr angesagt. Mit dem Percussionisten Marcos Villalba spielt er bereits seit 20 Jahren zusammen.

Das Lorcher Publikum ließ sich von den Drums, Streicheleinheiten auf der Cajon, den hellen Beats auf einem Horn, der Gitarre, den unerklärlich klatschenden Händen, den ätherischen, leidenschaftlichen, fordernden Klängen des Akkordeons hinreißen. Herbstwetter mit leichtem Regen bremste zwar die Tanzlaune, jedoch wärmte argentinischer Wein von innen und die Bierbänke unter den aufgestellten Zelten wippten im Rhythmus mit.

Das Kulturreferat der Stadt freute sich, dass sich die Gelegenheit ergeben hatte, den Bürgerinnen und Bürgern Lorchs, Weltklasse-Musik vor Ort bieten zu können. Auch dass der Hof des Hilchenhauses mit entsprechendem Ambiente, in diesem Fall der Dekoration.